HK Kópavogs

"Aha, ein neuer Gegner" war die Reaktion von Schluri auf die Auslosung des Pokalviertelfinales. Allerdings war das sicher nicht besonders ernst gemeint, denn man trifft nun zum 3. Mal in Folge im Viertelfinale auf IA Akranes. Die bisherige Bilanz ist ausgeglichen: Während man in der zweiten Meistersaison unterlag gelang in der vergangenen dann immerhin die Revanche. In beiden Spielzeiten war der Sieger der Paarung auch Endspielteilnehmer - beide Endspiele endeten dann jeweils torlos. Mit einem neuen Modus hofft die Ligaleitung zwar, dass sich das in dieser Saison ändert. Allerdings ist Trainer Schluri der Meinung, dass der Modus trotzdem deutliche Schwächen hat. Welche? "Ich denke, die Ergebnisse des Viertelfinales werden schon einen Hinweis darauf bringen." war seine nicht besonders erhellende Antwort. "Aber ich wüsste jetzt auch keine Alternative, die bei der aktuellen Teilnehmerzahl besser ist." Naja, dann leben wir halt mit Schwächen weiter. Und wie sind die Perspektiven für den Sieger? "Mir egal, ich denke wir testen hier einfach mal ein wenig" war Schluris Äußerung hierzu. Naja, ins Finale wollte man letzte Saison - dieses Mal liegen die Prioritäten offensichtlich woanders.

HK Kopavogur hat bisher im Pokal nicht viele Gegner gesehen. Und der Finalgegner, KR Reykjavik, ist nun schon zum dritten Mal in diesem Wettbewerb! Die Bilanz ist ausgeglichen, allerdings hat KR einen kleinen Vorsprung, nämlich die Erfahrung im Elfmeterschießen. HK hat bis heute noch kein einziges bestreiten müssen! Trainer Schluri, der für den Rest dieser Saison zur Pokalbetreuung verbannt wurde, sieht das als größtes Manko für die kommende Begegnung an: "Mir steht für das Training im Moment ja nur der Torhüter zur Verfügung, die Feldspieler werden ja von unserem Vereinspräsidenten gequält. So steht zu befürchten, dass die Mannschaft keine Kondition mehr hat, um das Spiel zu machen. Es wird somit wohl eher auf eine Abwehrschlacht herauslaufen, und wenn wir hinten die 0 halten können müssen wir dann wahrscheinlich wohl oder übel ins Elfmeterschießen. Spielcasino wäre mir ehrlich gesagt lieber!". Naja, zwei Neuerungen wird es somit geben: Einen neuen Pokalsieger, den es bisher noch nicht gab, und eine Mannschaft, die erstmals ein Elfmeterschießen verliert.

Die Revanche gegen Akranes ist geglückt - HK Kopavogur steht in dieser Saison nach langer Zeit mal wieder im Halbfinale. Aber den Verantwortlichen reicht das natürlich nicht: "Ich muss anerkennen, dass die Spieler immerhin einiges geleistet haben. Immerhin waren sie aufgrund der Unklarheiten und den einhergehenden Spielverschiebungen im Rahmen des Halbfinales der Royal League etwas durcheinander. Aber das Halbfinale darf natürlich nur eine Zwischenstation sein." war der Kommentar des Vereinspräsidenten nach der 0:5-Niederlage in Akranes. Nachdem der Titelverteidiger im Hinspiel mit 7:1 von den frustrierten Spielern (O-Ton Mannschaftskapitän "Wir brauchten dringend eine Ablenkung von dem Royal-League-Chaos") des noch amtierenden Meisters überrannt worden war fehlten im Rückspiel dann doch die Kräfte, aber der Vorsprung reichte knapp aus. Mittlerweile hat die Mannschaft auch das Finale der Royal League erreicht, zu dem aber dieses Mal nur die Reservemannschaft geschickt wird. "Wir können da keine Rücksicht mehr nehmen - Pokal und Meisterschaft haben nun wirklich höchste Priorität, denn wir wollen ja auch in der kommenden Saison im Europapokal teilnehmen. Vor allem wissen wir ja wieder mal nicht so genau, wann das Royal League-Finale wirklich stattfinden wird" begründete der Vereinspräsident diese Entscheidung.

Zweifacher Meister gegen zweifachen Pokalsieger. Und gleichzeitig: Amtierender Meister gegen amtierenden Pokalsieger. Das ist der eigentliche Knüller im Viertelfinale des diesjährigen Pokals. Und nachdem es in der Meisterschaft nicht besonders gut lief konzentrierte sich die Mannschaft von Trainer Schluri auf die Wettbewerbe, bei denen bisher die wenigsten Erfolge geholt werden konnten. Zudem wurde der Pokalauftakt in der letzten Saison ebenfalls gegen Akranes gespielt - mit einem damals unglücklichen Ergebnis. "Zu unserem Ziel habe ich alles schon längst gesagt" antwortete Schluri mürrisch auf die Fragen von Journalisten, die sich weitere Informationen erhofften. Aber Schluri hat in der Tat in den letzten Wochen weit mehr Informationen gegeben als in den Jahren zuvor. "Jetzt wird erst mal gearbeitet" setzte er noch hinzu und verschwand in Richtung Trainingsplatz zwischen den Schafen der vereinseigenen Rasen-Mäh-Abteilung.

Es geht manchmal schon sehr merkwürdig zu beim Verein "Paradox" HK Kopavogur: Der Vereinspräsident war bei der Pressekonferenz nach dem letzten Saisonspiel ungewohnt still - er sagte lange gar nichts, und danach fiel ihm nichts von Belang ein. Und entgegen seinen üblichen Gewohnheiten gab es keine Kritik an den Auswärtsleistungen der Mannschaft, keine Schelte gegen die in gegnerischen Stadien üblicherweise harmlosen Stürmer. Zunehmende Unzufriedenheit konnte man nur unter den Fans feststellen. Diese forderten nun mit Nachdruck, dass sich Trainer Schluri endlich auch mal in der Öffentlichkeit zeigt. Als sie feststellen mussten, dass ihr Wunsch unerhört bleiben soll, konnten sie nur mit Mühe von Ordnern daran gehindert werden, handgreiflich zu werden. "Der wird sich garantiert um sein Interview drücken - und wenn er das Finale der Champions League von seinen Spielern einfach verlieren lässt" unterstellte ihm ein Fansprecher. "Für einen Trainer ist es ja nicht nur wichtig, seine Mannschaft von Sieg zu Sieg zu führen und Meisterschaften zu gewinnen - er muss auch an der Öffentlichkeitsarbeit teilnehmen; er muss doch auch für die Fans da sein! Es kann doch nicht sein, dass wir den in 4 Spielzeiten weder zu Gesicht bekommen haben noch jemals eine Äußerung von ihm hören oder lesen durften. Das muss sich schleunigst ändern!" Aus den Reihen der Vereinsführung gab es daraufhin auf Versöhnung zielende Signale: "Jetzt lasst ihn erst mal noch die laufenden Wettbewerbe beenden - in der Champions League geht es ja auch u.a. um die Zahl der zukünftigen Startplätze Islands, und im Bikar Karla haben wir letztes Jahr ja ganz schlecht ausgesehen. Wir werden uns aber nach allen Kräften bemühen, dass er in Zukunft mehr Auftritte in der Öffentlichkeit hat. Das werden wir in seinem nächsten Verlängerungsvertrag auch festhalten!" Na gut, warten wir also den Pokalkrimi gegen IA Akranes ab (ich habe irgendwie das Gefühl: Das geht schief, aber dann hat Schluri ja vielleicht ausreichend Zeit für ein Interview.
Die Konkurrenz war auf der Pressekonferenz übrigens auch noch ein Thema: Auf die Frage nach den Wechselabsichten des Trainers von Valur Reykjavik angesprochen kam die Aussage: "Das wäre ein schwerer Verlust für Island. Keyser Soze hat Valur ja souverän zum ersten Meistertitel im Urvalsdeild Karla geführt und motivierte seine Mannschaft immer wieder zu großartigen Leistungen. Ich hoffe, dass er sich diesen Schritt nocheinmal gut überlegt."

Der Berichterstatter aus Kopavogur hat es in diesen Tagen schwer: Nach dem Pokalaus von HK gegen KR ist die Mannschaft abgetaucht, und auch die Vereinsführung hat sich schnell Richtung Mitteleuropa aus dem Staub gemacht. Aber mittlerweile kommt Licht ins Dunkel, nachdem der Vereinspräsident gestern wieder in Kopavogur gesehen wurde und er mir sozusagen im Vorbeigehen folgende Stellungnahme abgab:
"Wir hatten ja gehofft, auch diese Saison wieder ins Pokalfinale zu kommen, so dass wir die Meisterschaftsfeier auf den Tag nach dem Pokalfinale verlegten. Und um diese Feier richtig durchführen zu können habe ich mich u.a. schnell einmal in Süddeutschland bei einer Brauerei umgesehen, die uns mit gutem Bier versorgen soll. Die Einfuhrformalitäten sind noch nicht ganz abgeschlossen, aber wir werden das noch pünktlich schaffen. Eingeladen ist natürlich ganz Island, auch die Konkurrenz! Die Mannschaft? Die hat Trainer Schluri sofort in die Saisonvorbereitung geholt, nachdem er mit den Leistungen im Pokal nicht besonders zufrieden war. Aber zur Meisterschaftsfeier wird die Vorbereitung kurz unterbrochen - die Mannschaft wird anwesend sein. Das gilt dann auch für die bereits jetzt feststehenden Zugänge, die wir zu diesem Termin dann auch vorstellen werden - ja, wir verstärken uns strategisch, denn wir wollen natürlich alles dafür tun, dass Island in der 5-Jahreswertung weiter nach vorne rückt. An dieser Stelle mein ganz großes Kompliment für die tolle Leistung von IA Akranes - ich denke, die Halbfinalteilnahme im UEFA-Cup tröstet sicher ein wenig über die verlorene Meisterschaft hinweg. Jetzt muss ich aber schnell ins Wirtschaftsministerium - wir sehen uns bei der Feier."
Tja, da bleibt jetzt nur noch das Warten auf das Pokalfinale, das der Nachwuchs von Fjölnir nicht gerade überraschend erreicht hat - im Tiefstapeln hat es Benson schon zu einer bemerkenswerten Meisterschaft gebracht!
Ach ja, nun hat es auch die Kollegen erwischt, die über Fram Reykjavik zu berichten haben - auch dort ist der Informationshunger aufgrund der guten Ergebnisse der Mannschaft gestiegen, so dass (wie vor eineinhalb Jahren in Kopavogur) auch dort auffiel, dass da was fehlte. Die Spannung in Island steigt somit nun also nicht nur in sportlicher Hinsicht weiter!

Auf der Pressekonferenz nach dem deutlichen 6:0 Erfolg bei Fjölnir Reykjavik konnten die Vertreter von HK Kopavogur das Glück immer noch nicht fassen: Dank eines sensationellen 7:7, das IB Keflavik dem Titelverteidiger IA Akranes abtrotzen konnte, hat HK doch noch die Meisterschaft am letzten Spieltag erringen können. Ein Erfolg, an den man schon nicht mehr zu hoffen wagte, als man im Lokalderby Breidablik nur mit Mühe mit 3:2 bezwingen konnte. Die "Einrahmung" der Tabelle durch Mannschaften aus Kopavogur war damit perfekt.

Doch von großen Feiern wollte man in Kopavogur vorerst nichts wissen: "Jetzt stehen die Pokalspiele an, und hier wollen wir zumindest so erfolgreich sein wie in der letzten Saison. Aber angesichts der deutlich gestiegenen und gleichzeitig ausgeglichenen Stärke der Urvalsdeild Karla ist das verdammt schwierig, so dass weiterhin unsere volle Konzentration gefordert ist." ließ der Vereinspräsident wissen. Ob HK sich gut motivieren kann? Wir sind gespannt - auch darauf, wann dann mal richtig gefeiert wird.

Eine erfolgreiche Saison für HK Kopavogur nähert sich dem Ende. Nachdem man in der letzten Saison im Halbfinale im Elfmeterschießen ausschied hat man diese Saison die Mannschaft von KR Reykjavik am Einzug ins Finale hindern können. Für den Vizemeister der vergangenen Saison hat sich damit die letzte Aussicht auf einen internationalen Startplatz nach einer schlechten Saison zerschlagen.

Nun geht es gegen die Mannschaft, deren eindrucksvolle Aufholjagd in der Liga Kopavogur gerade noch abwehren konnte: Valur Reykjavik. Allerdings scheint Valur die besseren Karten in der Hand zu haben, da die anstrengende Saison ganz offensichtlich nicht spurlos an HK vorbeigegangen ist. Die Vereinsführung stört dies allerdings nicht: "Wir sind Vizemeister geworden und haben das Pokalfinale erreicht - aus unserer Sicht ist das bereits jetzt ein insgesamt toller Erfolg, egal was irgendwelche Kritiker meinen."
Nachdem sich nun kaum noch jemand für den Verlauf des Pokalfinales zu interessieren scheint fiebern wir jetzt besser schon der kommenden Saison entgegen.

Nach der am Ende doch noch glücklich erreichten Vizemeisterschaft steht nun der Pokal im Mittelpunkt des Interesses. Das Viertelfinale konnte HK Kopavogur immerhin gegen Fylkir Reykjavik für sich entscheiden, nun will man gegen KR Reykjavik - die glücklich den neuen Meister aus dem Wettbewerb katapultierten - das erreichen, was man in der vergangenen Saison nicht schaffte: Den Finaleinzug! Das wäre immerhin eine schöne Krönung einer für den Verein erfolgreichen (und den Schreiber zuletzt sehr stressigen) Saison. Aber einen Erfolg kann der Autor immerhin verzeichnen: Auf seine permanenten Bemühungen, einmal Trainer Schluri interviewen zu dürfen, gibt es endlich eine positive Auskunft, die durch die Vereinsführung mitgeteilt wurde: "Spätestens, wenn wir die Champions League gewinnen." Naja, da müssen wir dann doch  noch ein Weilchen warten und die Jungs von HK sich noch etwas anstrengen!!