Fjölnir Reykjavík

"Wir sind Pokal" - so heißt es beim kleinen Reykjaviker Vorortclub Fjölnir. Nachdem man die Gruppenphase überstand und sich im Halbfinale gegen den Haupstadtkonkurrenten Fram durchsetzte, steht man nun im Finale des Bikar Karla. Dort wartet mit dem IB Keflavik ein unangenehmer und schwerer Gegner. Aber im Pokal ist alles möglich! Wir freuen und auf ein spannendes Pokalfinale und werden offensiv agieren!

Die Saison neigt sich dem Ende, und Topse wartet immer noch auf einen Titel in Island. Die Meisterschaft war diesmal nicht zu erreichen, zu stark war die Konkurenz. Island ist wirklich eine der härtesten Ligen. Aber noch besteht die Chance auf einen Titel. Der isländische Pokal läuft ja noch, und man hat noch alle Optionen die nächste Runde zu erreichen. Und dann ist alles möglich, auch der Pokalsieg. Eins steht jedenfalls fest. Sollte Topse im nächsten Jahr keinen Erfolg aufweisen können, dann wird es auch für ihn langsam eng. Der Verein ist erfolgsverwöhnt, und wenn es mal nicht läuft, dann muss man sich Gedanken machen. Aber noch gibt es ja ein paar Chancen, wenn man die nächste Saison dazu rechnet. Dannach sehen wir weiter.

...dann ist Fjölnir plötzlich nicht mehr der erwartet schwere Gegner. Grrrr!

Sensationell ist was anderes. Zwei Heimsiege mit nur einem Gegentor, auswärts den Ball flach gehalten. Meine Güte, vierter von sechs werden wir schon werden, oder? Zumal es genau zwei Teams gibt, die nach den ersten Spielen einen Gang hochschalten müssen: Thor und Vikingur. Die beiden werden jetzt sicher unangenehme Gäste abgeben - und wen hatte Fjölnir schon zu Gast? Genau die beiden.

Es gibt im Augenblick einfach wichtigeres als den Pokal. Nummer 1: bereits Abgehakt. Benson ist seit Samstag amtierender deutscher Vizemeister im Sacksprint, das Trio des SSV München 03 mit Schlusssäufer Benson wurde nur um Haaresbreitevom Otiwo e.v. aus Cottbus geschlagen (an der Stelle noch mal Gratulation), in der Staffel wurde es einsechster Platz, naja, sechster waren wir noch nicht.

Nummer zwei: folgt am Montag. Fjölnir steht tatsächlich zum zweiten Mal in Folge im Finale der Champions League. Eat that, Iceland! Man hat zwar das Gefühl, dass Bensons Glück im Elfmeterschießen, dass er sich über die Jahre mit unzähligen Shootout-Niederlagen erarbeitet hatte, jetzt nach dem dritten entscheidenden Sieg langsam aufgebaucht ist, aber hey, eins geht noch, oder?

Fjölnir und der Pokal. Bisher keine wirkliche Liebesgeschichte. In der allerersten Saison hätte es bereits fast zum Titel gereicht, doch im Finale war nach Elfmeter Schluss. Danach ging es eigentlich nur noch bergab: Halbfinale, erste Runde, früher oder Später Scheiterte man immer.
Inzwischen ist der Pokal der einzige Titel, der Fjölnir fehlt, außer der Royal League natürlich, aber die wird zumindest unter Bensons Regie für immer ein Traum bleiben. Der neue Modus wäre da eigentlich ein guter Grund, dass sich das Schicksal mal wendet. 
Um allen klar zu machen, dass diesmal alles anders sein soll, gibt es bei Fjölnir eine bedeutende Änderung:  Benson wird dieSpiele selbst von der Seitenlinie aus leiten, Co-Trainer und Kneipenwart Sigurdur hat nur noch beratende Funktion. Was das bitteschön bringen soll, ist allen beteiligten (außer Benson selbst) noch nicht klar, nur so viel: Das Ding muss endlich ins Fjölnisvöllur geholt werden!

08-1: Fjölnir war als aufsteiger sensationell dritter der Liga geworden (haha, das hieß damals UI-Cup!) und dementsprechend ausgepowert war die Mannschaft auch. Deshalb entschied sich benson, eine Scouting-Reise nach Südosteuropa (Rumänien, Moldawien, Ukraine) zu unternehmen und auf den Pokal zu pfeifen. Der Bierwart der Vereinsgaststätte, ein gewisser Sigurdur, führte eine Reservisten- und Jugendmannschaft ins Finale - und verlor im Elfmeterschießen.

08-2: Diesmal war es nur der fünfte Platz geworden, und Fjölnir drohteeine Saison ohne internationale Spiele. Während Benson versuchte, eine Schlagkräftige Truppe für die kommende Saison auf die Beine zu stellen, musste Sigurdur wieder ran. Ergebnis: Aus im Halbfinale - im Elfmeterschießen

08-3:  Langer Rede kurzer Sinn: Meister wird Fjölnir schon, aberdas heißt nicht, dass wir nicht im Pokal wieder im Elfmeterschießen rausfliegen können. Wieder wars das Halbfinale

09-1: Die erste Mannschaft muss sich noch auf drei Schlachtfeldern beweisen, und dann kommt wieder der Pokal. Naja, der neue Modus bedeutet immerhin, dass alle Teams gleichermaßen planlos sein werden, und zumindest ist die Wahrscheinlichkeit, dass spätestens ab dem Halbfinale alle Spiele vom Kreidepunkt aus entschieden werden, deutlich geringer. Aber eines ist schon mal klar: Sollten wir jemals ein Duell nicht nach spätestens 180 Minuten für uns entschieden haben, dann  können wir unsere blaugelben Sporttaschen auch gleich wieder einpacken.

So sind eine ganze Menge spiele Ausgegangen diese Woche. 5 und 1 scheint der Standardtipp im Viertelfinale zu sein, Nur Schluri musste notgedrungen etwas höher, aber der hatte ja erstens den Titelverteidiger vor der Linse und zweitens sich besonders viel vorgenommen im Pokal.
Dass Sigurdur ein guter Trainer ist, hat sich einmal mehr unter Beweis gestellt. Fjölle hat auch beim dritten Anlauf das Viertelfinale überstanden. Schön. Aber es hat sich auch gezeigt, was Sigurdur nicht ist: ein Hellseher. Denn sonst hätte Fjölnir den Lapsus von IBK natürlich ausgenutzt und stünde jetzt als mehr oder weniger sicherer Titelträger da. Was soll's?
Dass im Halbfinale nun der schwerste anzunehmende Gegner ins Fjölnisvöllur kommt, ist natürlich doof. Aber immerhin haben wir dieses Schicksal mit KR gemeinsam, während sich die anderen beiden Clubs freuen dürfen,den Einzug ins Endspiel auch noch aus eigener Kraft schaffen zu können und nicht auf die Risikobereitschaft des Gegners angewiesen zu sein. Dementsprechend liegt die Wettquote aller vier Teams jetzt bei 1 zu 5. Wieso nicht 1:3? Weil Bwin ja auch was verdienen will.

Und jetzt geht das schon wieder los.... der Pokal steht wieder an, und Fjölnir steht im Viertelfinale. OK, das ist jetzt an sich noch kein Riesen-Erfolg, nachdem man dafür ja nur unter den ersten 6 der Liga landen muss. Aber immerhin. Damit ist der Pokal immerhin nach 5 Spielen vorbei und man kann sich wieder um die wichtigen Dinge des Lebens kümmern.
Benson gönnt sich wie immer eine kleine Auszeit, um sich komplett auf das Saisonfinalezu konzentrieren (da gehts ja dooch noch um bisschen was). Zum einsatzkomtBierwart / Cotrainer Sigurdur, der es immerhin schon einmal ins Pokalfinale geschafft und den UI-Cup gewonnen hat (was, strenggenommen, alle erfolge der Fjölnir-Geschichte sind, was wiederum Benson ziemlich blöd aussehen lässt). Letztes mal war im Halfinale Endstation (wie üblich im Elfmeterschießen, wo sich Fjölle immer besonders englisch anstellt), das ist für 2009-1 das Minimalziel. Der gegner, IB Keflavik, weiß allerdigs auch, wie man ins Semifinale kommt. Fifty-Fifty sagen die Experten, "Läuft" sagt Sigurdur, und Benson sagt dazu "mir doch Wurscht".

Es hat's mal wieder geschafft; der vielleicht erfolgreichste Fußballtrainer Islands (Pokal: 3 Duelle, 3 Siege, zusätzlich noch der UI-Cup-Sieg) hat Fjölnir ind Halbfinale des Pokals geführt. Benson, der sich währenddessen in Tiraspol auf die WM-Qualifikation vorbereitet, hat's mit wohlgefallen aufgenommen, dass Sigurdur mal wieder für ihn die Saison rettet. Aber der Cheftrainer gab gleich an, einen vermeintlichen Fehler der Vorsaison nicht wiederholen zu wollen: Damals hatte der Ölthing-Zapfmeister Fjölnir B ins Finale geführt, das Endspiel zu leiten hatte Benson sich dann aber nicht nehmen lassen. Ergebnis: Niederlage im Elfmeterschießen. Diesmal ist klar: sollte das Finale wieder erreicht werden, wird sich Benson nicht nochmal einmischen und alles durcheinanderbringen.

Doch bis es so weit ist, steht erstmal noch eine gewaltige Hürde auf dem Programm: IA Akranes, nominell sicher die stärkere Mannschaft. Die Nation freut sich schon auf ein möglichst Torreiches Finale IA-Valur, Fjölnir würde da eher stören. Zudem haben die Esel noch einiges gutzumachen: im letzten Poaklviertelfinale setzte sich Benson durch, und in der Liga war Fjölnir in den direkten Duellen auch stärker.  Unvergessen die 1:4-Niederlage in Akranes, die den Abstieg von IA einleitete. Die Vorraussetzungen sind also alles andere als rosig für die Blaugelben, aber andererseits: wie soll man sich auf eine Mannschaft einstellen, deren Trainer eine weiße Schürze trägt und während dem Spiel Gläser spült?

Nach dem letzten Spieltag ist, obwohl die beiden Derbysiege gegen Valur und KR natürlich sehr schön anzuschauen waren, im Flölnisvöllur eines klar: die Saison ist bisher eine echte Enttäuschung. In der Liga nur der undankbare fünfte Tabellenplatz, der gerade nicht mehr für die Royal League reicht. In derselben blieb den blaugelben auch nur die Rolle des Statisten in der Zwischenrunde. Im UI- und UEFA-Cup hat Fjölnir aufopferungsvoll gespielt und viele Punkte für die Nationenwertung eingeheimst, aber als es in der KO-Runde ums persönliche Prestige ging, war schnell im Elfmeterschießen Schluss.

Unterm strich also eher mau. Bleibt noch der Pokal. Und da vertraut Benson auf eine Taktik, die letztes Mal schon recht gut funktioniert hat: der Trainer lässt seinen Kneipenwart Sigurdur mal wieder ran, die ausgepowerten Stammspieler kriegen Pause, der Nachwuchs und die Edelreservisten dürfen ran. Gespielt wird gegen die Fachhochschule, und auf dem Spiel steht nicht weniger als der letzte kleine Hoffnungsschimmer, doch noch international mitmischen zu dürfen.

Blöd nur: bereits nach der Qualifikation könnte schon wieder alles gelaufen sein. Denn ausgerechnet die Fluglotsen aus Keflavik haben mit Fylkir einen reichlich angeknockten Gegener zugelost bekommen, der Vorteil vom IBK ist diesmal sogar noch größer als der von Fram letztes Jahr. Und wir alle wissen, was Fram aus diesem Vorteil gemacht hat.

Dummerweise kann IBK den UEQ-Platz selbst ganz gut gebauchen, und damit sind die Chancen für die Watschenbaumschule im Norden der Hauptstadt schon wieder gesunken. Hoffentlich wirds Sigurdur richten.