HK Kópavogs

Es ist soweit - die Spreu trennt sich langsam vom Weizen. Und HK Kopavogur ist voll dabei - bei der Spreu. Die letzten Spiele waren alles andere als meisterschaftsverdächtig, und so tummelt sich ein isländischer Champions-League-Teilnehmer in abstiegsverdächtiger Position. Wie man da unten wieder herauskommt? Für Trainer Schluri ist es klar: Er schweigt einfach darüber. Ob er das freiwillig tut oder einen Maulkorb seitens seines Vereinspräsidenten, der Schluri früher zu Pressekonferenzen geradezu prügeln musste, verpasst bekommen hat ist unklar. Sicher ist auf jeden Fall, dass die Spieler von der Vereinsführung eine Abmahnung erhalten haben wegen Leistungsverweigerung. Ob das jedoch für einen Motivationsschub ausreicht mag man bezweifeln. Eines ist jedoch jetzt ganz klar: Der Verein hat jetzt eine Hauptbeschäftigung, und zwar mit sich selbst.

Außer Spesen nichts gewesen - nach diesem Motto läuft es gerade bei HK Kopavogur. Oder eigentlich nicht. Der 9. Tabellenplatz, immerhin 2 Plätze besser als noch 1 ZAT vorher, ist sicher nicht das, was der erfolgshungrige Vereinspräsident sich wünscht. Dazu gesellt sich eine unschöne Debatte um die Spesen der Spieler für Auswärtsspiele, die in Erwartung weiter Reisen in Europa fahrlässigerweise pauschal in offensichtlich nicht unbeträchtlicher Höhe vereinbart wurden. So rechnen die Spieler nun ihre Auswärtseinsätze in Reykjavik in gleicher Weise ab, wie wenn sie eine Partie in der Türkei hätten spielen müssen. In dieser Beziehung platzte nun dem Vereinsobersten der Kragen, als er im Nachbardorf von seiner Mannschaft wieder nur fußballerische Schonkost vorgesetzt bekam: "Das hat Konsequenzen; wir werden alle Möglichkeiten prüfen, die uns rechtlich für eine Kürzung von Leistungen zustehen, wenn die Leistungsempfänger ihre Leistung nicht erbringen." Ohje, was für eine Formulierung, diese Ablenkungsmanöver wollte ich mir dann nicht mehr weiter anhören und ich verließ fluchtartig die Pressekonferenz.
Das nächste Auswärtsspiel von HK ist in Fjardabyggd - keine gemütliche Reise. Ich werde mich mal bei meinem Chef erkundigen, welche Spesen ich erwarten kann.

Die hat zumindest das Management von KR Reykjavik, wo man dem Weggang von deren Erzfeind Benson so sehr nachtrauert, dass man vollkommen übersieht, dass andere überhaupt kein Wort über ihn verloren haben. OK, sein Nachfolger, aber das ist ja natürlich, da man meistens an seinen Vorgängern gemessen wird und die Erwartungshaltung beim zweimaligen Championsleagueverteidiger besonders hoch ist. Aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Die Champions-League gewinnen weder Fjölnir noch Benson, und die MwSt reicht für diesen Titel noch lange nicht aus!
Dass in der Liga nun der Gleichschritt angekommen ist mag einigen nicht gefallen, aber egal - die Saison verspricht vielleicht doch spannend zu werden. In einem guten Drama erhält man nun einmal die Spannung bis zum Schluss aufrecht. Das haben wir in Island lange genug geübt - nur die perfekte Umsetzung ist uns noch nicht oft gelungen. Vielleicht schaffen wir das diese Saison.

Es geht so weiter wie die vergangene Saison aufhörte: Spiele von HK Kopavogur sind immer noch mit dem Prädikat "Torgarantie" versehen. 11 Tore in den 3 Spielen, in denen HK beteiligt war, und ein 6:5 als Gesamtbilanz führten die Zuschauer durch regelrechte Wechselbäder der Gefühle. Insbesondere im Lokalderby, als der Aufsteiger Breidablik mit allen Mitteln versuchte, der bisherigen Nr. 1 im Ort diese Position streitig zu machen. Oder lag es einfach daran, dass die Abwehr noch verunsichert war und die Mannschaft insgesamt noch eher von den Korallensandstränden träumte, an denen man sich nach dem ersten Trainingslager in Dänemark dann intensiv auf die neue Saison vorbereitete? Es gibt Gerüchte, dass dieses Mal ein einsames Südseeatoll das Ziel gewesen sei - Trainer Schluri ist ja bekannt für seine einerseits ausgefallenen Ziele und andererseits für die Geheimniskrämerei beim Thema Saisonvorbereitung. Nur gebracht hat es meist nichts - in den letzten Spielzeiten hatte man bereits einige Spieltage vor Saisonschluss mit dem Ausgang der Meisterschaft nichts mehr zu tun. Mal sehen, wie das diese Saison aussieht - den amtierenden Meister konnte man immerhin schon mal besiegen. Dass der mittlerweile einen neuen Trainer hat hätte ich jetzt allerdings fast vergessen...

Nach langer Zeit ist es wieder soweit: Es kommt in Kopavogur zu einem Lokalderby! Ausgerechnet zum Saisonauftakt trifft HK auf den zuletzt lange Zeit unterklassigen Lokalrivalen Breidablik. Trainer Schluri treibt die Erinnerung an die ersten Begegnungen noch heute den Schweiß auf die Stirn: "Was wir damals für einen Mist zusammengespielt haben - eigentlich wollte ich ja gar nicht mehr daran erinnert werden" war sein Kommentar dazu. Und wie wird die Saison? "Wahrscheinlich miserabel: Island hat zwar einige sehr gute Trainer verloren - das mag danach klingen, dass die Meisterschaft leichter wird. Aber wahrscheinlich werden wir gerade deswegen große Probleme bekommen - die Unterschätzung des Gegners ist unser größter Feind. Zudem bekomme ich Zustände, wenn ich mir den Spielplan anschaue". Merkwürdig, stehen doch nur 33 Begegnungen auf demselben. Und zudem hat sich die Mannschaft ja schon früh auf die neue Saison vorbereitet. Trainingsauftakt war in Dänemark, wo man Ende der vergangenen Saison die lästige Pflicht im Halbfinale der Royal League erfüllen musste. Die Begegnung in Esbjerg verlor man sang- und klanglos mit 1:3. Naja, bei einem Trainingsspiel kann man sich das mal leisten. Esbjerg wartet übrigens immer noch auf den Gewinn der Royal League... In Kopavogur geht dagegen eine lange Wartezeit zu Ende.

In der Liga stehen schon die letzten beiden Spiele an, und da wartet auf HK Kopavogur auch schon mal wieder der Watschenbaum. "Zugegeben, eine tolle Saison war das nicht für Benson und seine Mannschaft, wenn man mal von der Champions-League absieht - herzlichen Glückwunsch bei dieser Gelegenheit zu seiner Halbfinalteilnahme. Aber das macht die Mannschaft weiterhin gefährlich" kommentierte Trainer Schluri die bevorstehende Aufgabe. Und zuletzt kommt dann der Noch-Meister nach Kopavogur. Da geht es dann wahrscheinlich um Platz 3 in der Abschlusstabelle. Reicht es für HK? "Ist uns eigentlich egal" meint Schluri dazu achselzuckend und setzt hinzu: "An die Champions-League-Qualifikation sind wir ja eigentlich gewöhnt, da haben wir ja zweimal teilnehmen dürfen und uns sicher ganz ordentlich verkauft - so schlecht ist diese Option eigentlich nicht". Oder verspielt man vielleicht sogar noch Platz 4? Immerhin beträgt der Vorsprung auf IB Keflavik nur 2 Punkte! Diese Bedenken kommentierte dann gleich der Vereinspräsident: "Kann man natürlich nicht ausschließen - die Mannschaft ist einfach zu instabil und unseren Gegnern ist alles zuzutrauen - also ich gehe da lieber nicht ins Wettbüro." Letzteres sollte er sich vielleicht sicherheitshalber sowieso sparen.

Es ist wieder was los in Kopavogur! Tage der offenen Tür - oder anders ausgedrückt: Es wurde wohl eine Torgarantie für Zuschauer von Spielen mit Beteiligung von HK ausgegeben. 30 Tore in den letzten 5 Spielen, wobei die Nullnummer in Kalmar das Gesamtbild etwas trübt. Da allerdings das eigene Tor meist genauso offenstand wie das gegnerische war die Ausbeute nicht gerade berauschend, was Vereinspräsident wie auch Trainer in seltener Einigkeit zeigte: Sie schimpften beide über die Abwehr. Klar, im Meisterschaftsendspurt darf man sich bei der Konkurrenz und insbesondere dem schweren Restprogramm keine Ausrutscher mehr leisten. Doch Schluri sah bereits die Felle davongeschwommen: "Das wars wohl - ohne Disziplin kann man leider nicht Meister werden" sagte er nach dem Unentschieden bei IB Keflavik. Trotzdem - im Sturm ist der Knoten endlich geplatzt, und auch auf fremden Plätzen scheint die Mannschaft kein zahnloser Tiger mehr zu sein. Die letzten Spiele mag Schluri wieder mal als Vorbereitung für Pokalwettbewerb und Royal League anzusehen - es geht aber auch immerhin noch um die Qualifikation für die kommende Champions-League-Saison.

Eine merkwürdige Saison geht in die entscheidende Phase. Ein Großteil der Liga setzt nun alles daran, in der kommenden Saison in der Champions League spielen zu dürfen. Die Gelegenheit muss man natürlich nutzen, denn der Vorsprung Islands in der 5-Jahres-Wertung schmilzt bedenklich dahin. Die europäische Spitze rückt nun ebenfalls zusammen. HK Kopavogur scheint sich aber in diesem starken heimischen Umfeld ausnahmsweise wohlzufühlen, da die Mannschaft zuletzt keine Anstalten machte, den in den letzten Spielzeiten üblichen Endspurttrend (nach unten) zu wiederholen. Es gibt aber warnende Stimmen aus dem Umfeld, die mit Recht darauf verweisen, dass die Mannschaft unter Doppel- und Dreifachbelastungen (dieses Mal: Royal League und Pokal) regelmäßig in der Anfangsphase dieser Wettbewerbe in der Liga - in seltenen Fällen mal in den Wettbewerben - Einbrüche erleidet. Da ist es ein schwacher Trost, dass in dieser Saison bereits Platz 6, ggf. sogar Platz 7 oder 8, für einen internationalen Startplatz in der kommenden Saison ausreicht. Falls es übrigens schiefgeht: Am heimischen Rasen kann es nicht liegen. Dieser wurde vorbildlich für die letzten Spiele vorbereitet und in der Royal League im Duell mit dem Titelverteidiger getestet. Klingt vielleicht doch weniger gut für ein erfolgreiches Abschneiden in diesem merkwürdigen skandinavischen Prestigewettbewerb.

... der Saison sind nun vorüber und HK Kopavogur befindet sich mal wieder auf Talfahrt. Von den erfolgversprechenden Leistungen am 7. ZAT war man weit entfernt - man spielte einfach wieder nur den Stiefel runter, wie man ihn gewohnt war. Der Vereinspräsident fand auch wieder zu seiner alten Form zurück: "Was für Idioten standen denn da auf dem Platz herum" schimpfte er nach der knappen Niederlage bei Neuling Vestmanaeyjar. "Durch solche unnötigen Auftritte - besser gesagt Nicht-Auftritte - verspielt sich die Mannschaft wieder einmal alle Chancen auf eine erfolgreiche Saison". In der Tat sieht es nicht mehr allzu rosig aus für die sicher erhoffte dritte Meisterschaft. 7 Punkte Rückstand auf Valur sind bei 10 ausstehenden Spielen schon fast Welten. Aber das kommt heaus, wenn man sich zuerst auf die Europaliga und dann auf das Sofa konzentriert. Nun wurde Schluri wieder von letzterem heruntergezerrt - die Royal League überraschte den Trainer ganz offensichtlich: "Ach je,  jetzt müssen wir ja schon wieder in der Gegend herumreisen". Scheint so, als wären diese Spiele keine willkommene Abwechslung.

...war das Zauberwort für die Spieler von HK Kopavogur am letzten ZAT. Das frühe Ausscheiden aus dem Europapokal scheint der Mannschaft gut getan zu haben, denn so langsam kommt der Sturm in Schwung. Der Tabellenführer wurde mit einem Kantersieg nach Hause geschickt, und auch ein Auswärtsspiel konnte man wieder für sich entscheiden. Allerdings sollte man auch bedenken, dass ein derartiger kraftraubender Stil nicht lange durchgehalten werden kann, zumal demnächst der schon vergessen geglaubte skandinavische Wettbewerb, die Royal League, noch ansteht. Auch hier hatte man wie im Europapokal eine Saison Pause, was bei näherer (historischer) Betrachtung wenig Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden übrig lässt. Große Erfolge sind in dieser Saison bereits weitgehend ausgeschlossen. Für den Meistertitel gibt es jede Menge gute Konkurrenz, die Attraktivität des Titels in der Royal League hält sich in Grenzen und auch die Nationallotterie - gelegentlich auch isländischer Pokal oder Bikar Karla genannt - wird nicht einfach, schließlich ist man da ja versehentlich Titelverteidiger. Die Saison bleibt also schwierig, was aber in Island ja keine Überraschung ist.