HK Kópavogs

Das war wieder mal nix - wie 2008-2 schied HK Kopavogur sang- und klanglos aus der UEFA-Cup-Quali aus (oder wie auch immer dieser dämliche Wettbewerb heute heißen mag). Dieses Ausscheiden war auf der Pressekonferenz nach dem letzten ZAT auch das gäößte Thema - das eine Tor, das man in zwei Ligaspielen erzielte reichte logischerweise nicht aus, die Kritiker verstummen zu lassen. Dabei hatte man in 3 der 4 Europaligaspiele eine überraschend offensive Mannschaft gesehen, die auch auf fremdem Platz in Porto mit 5 Toren zeigte, dass der Sturm durchaus auch mal einen positiven Akzent setzen kann. Dumm nur, dass die Abwehr nicht so richtig mitzog und 6 Gegentore zuließ - eine bittere Niederlage. Hätte man sich doch besser auf die Heimspiele konzentriert - besonders die Heimniederlage gegen Bohemians Prag war enttäuschend - soweit ich mich erinnere übrigens die erste im Europapokal für HK. Das Gesamtresultat gibt damit wieder Trainer Schluris sonst üblichen Konzept des ergebnisorientierten Fußballs recht; der Vereinspräsident, der offensichtlich zuletzt ein paar Worte in Sachen Taktik mitreden durfte, war dementsprechend kleinlaut. Die dürftigen Darbietungen in den beiden Ligaspielen bei Vikingur und gegen Keflavik blieben Nebensache. Hoffen wir mal, dass der Rest der Saison in Kopavogur nicht auch noch zur Nebensache verkommt.

He was not amused. "Wie kommt der nur dazu, unsere Schafe als Zaungäste zu bezeichnen" wetterte Schluri nach der letzten Pressekonferenz über Islands über Topses Äußerung. "Es hat sich wohl immer noch nicht herumgesprochen, dass die Schafe bei uns den besten Platz im Stadion haben" setzte er hinzu. Naja, allerdings nicht während des Spiels - da werden vom Spielfeldrand aus lediglich die Zuschauer angeblökt, wenn diese zu ruhig werden. Die Journalisten rieben sich allerdings die Ohren: Was war denn nun alles schiefgegangen beim Meister von-vor-ewigen-Zeiten? Trainer Schluri schimpft in der Pressekonferenz über seine Kollegen ("was glaubt nur dieser Möchtegern-Trainerstar von KR? Den nimmt doch keiner ernst was sein Glück in der letzten Saison war, aber diese Spielzeit ist die Schonzeit auch für ihn vorbei!" oder "Blechliga? Wenn ihm die zu schade ist dann soll er hier in Island gar nicht mehr antreten"). Lautsprecher war bisher nur der Vereinspräsident, und das meist auch nur in internen Zusammenhängen. Der aber war fröhlich, euphorisch und nicht laut - also wie üblich das Gegenteil! Dabei konnte man sich über die 4 Tore auf Gegners Platz nur eingeschränkt freuen: Zwar gab das 3 Punkte, aber die richtige Herausforderung waren die Arbeitsverweigerer aus Hafnarfjordur nicht. Das ist dann schon eher das Finale der Play-offs in der Europa-Liga, in dem Kopavogur hoffentlich mehr als nur Blech für Islands 5-Jahreswertung produzieren wird.

"Nein, über andere jammere ich nicht - ich habe ja schon wieder genug damit zu tun, über meinen eigenen Verein zu jammern " - so begann eine lange vermisste - eineinhalbstündige - Jammer- und Schimpftirade des Vereinspräsidenten von HK Kopavogur bei der Pressekonferenz nach dem letzten Heimspiel gegen den Neuling Vestmannaeyiar. Der knappe 1:0-Erfolg entsprach nun einmal nicht den Erwartungen, die man allgemein auch haben durfte, da man immerhin gegen die mit Abstand schlechteste Abwehr der Liga antrat! Auf der anderen Seite zeigte sich der Neuling, der sich seinen Start in der isländischen Eliteliga sicher anders vorgestellt hatte, besonders motiviert und stemmte sich mit allen Kräften gegen die Niederlage. Nur mit viel Glück gelang es der jungen Abwehr von HK, das Ergebnis noch über die Zeit zu retten. Nur einer war zufrieden: Trainer Schluri, der von der Vereinsführung mal wieder gezwungen worden war, sich öffentlich zu äußern, meinte: "Es läuft doch alles prima - die ersten Früchte der Vorbereitungsphase für die Europaleague konnten wir bereits sammeln, und mit den Leistungen der Mannschaft in der Liga bin ich auch sehr zufrieden. Sie ist viel weiter als ich es eigentlich für möglich gehalten hätte - unsere neue Spielergeneration hat da noch einiges Potential für die Zukunft." Auf die Rückfrage, ob mit Zukunft die laufende oder zukünftige Spielzeiten gemeint seien meinte er nur: "Das kommt darauf an, wie schnell es mir gelingt, die Spieler auf ihre höchste Leistungsstufe zu bringen. Und wer mich kennt weiß, dass ich nichts übereile." Stimmt, zuletzt kam er immer zu spät. Zu den Pressekonferenzen meine ich.

Mir geht es so wie der Mannschaft von HK: Mir fällt nichts mehr ein. Der letzte ZAT war wenig überraschend aus Sicht des letzten Pokalsiegers und zeigte eine mut- und phantasielose Mannschaft, die auf dem Rasen (der mal wieder von der vereinseigenen Schafherde in einen hervorragenden Zustand gebracht worden war) einfachste und biedere Hausmannskost produzierten. Auf diese Art in Europa mithalten zu können erscheint mir sehr vermessen (und treibt mir große Sorgenfalten ins Gesicht, wenn ich an die 5-Jahreswertung denke). Und in der Liga kann man so auch nicht weit kommen. Die großen Herausforderungen stehen erst noch bevor, als nächstes übrigens der allseits gefürchtete Watschenbaum von Fjölnir. Diesen bekam bisher zwar nur eine Mannschaft - allerdings nur in Ansätzen - zu spüren. Ich bin mal gespannt, ob es HK gelingt, die Mutlosigkeit mal wieder abzustreifen. Vielleicht ist man bis zum Pokalwettbewerb dann wenigstens richtig fit! Und vielleicht fällt mir dann auch wieder mal was ein.

So langsam nimmt die Saison "Fahrt" auf. HK Kopavogur muss sich nun auch mal wieder auf Gegner vorbereiten, die nicht aus Island kommen. Bei Betrachtung der Leistungen in der Urvalsdeild Karla kommen jedoch Zweifel, ob das mit der nötigen Ernsthaftigkeit betrieben wird: "Ein hervorragender Start für unsere Mannschaft - so sind wir hervorragend sowohl für die Meisterschaft und vor allem auch die Europaliga gerüstet" kommentierte Trainer Schluri den 2. ZAT. Aufmerksame Beobachter rieben sich die Augen: Wann hatte Schluri jemals die mittelmäßigen Leistungen seiner Mannschaft derart hochgejubelt? Auch zwei von drei gewonnene Spiele konnten nicht über deutliche spielerische Schwächen hinwegtäuschen. Vor allem das Spiel gegen Hafnarfjordur hätte man deutlich gewinnen müssen. So aber bleiben Zweifel an der Stärke der Mannschaft, auf der anderen Seite beschleicht den Autor das Gefühl: Macht Schluri es wie in 2008-3? Damals nutzte man den Ligabetrieb erst mal als Training für die europäischen Wettbewerbe. Erfolgreich, denn man sammelte immerhin ein paar Punkte für die 5-Jahreswertung ein. Im Halbfinale war zwar dann Schluss, dennoch war es eine der erfolgreichsten Spielzeiten der Mannschaft. Aber das ist Vergangenheit - in Island weht ja mittlerweile der eiskalte Wind der hochkarätigen Konkurrenz. Ach so, ich vergaß - es geht Schluri ja um den europäischen Wettbewerb, was interessiert dann das heimische Klima.

Nein, eigentlich war es wie immer, wenn ich in der Saisonvorbereitung das Trainingsgelände von HK Kopavogur besuche: Gähnende Leere. Und dieses Mal nicht mal eine blökende Schafherde mit Schäfer und Hund - nein, die waren schon dagewesen, wie man unschwer an den schwarz-braunen Knöddelchen im Rasen erkennen konnte. Naja, die halten erfahrungsgemäß hier nicht lange, die erste Gastmannschaft wird davon wahrscheinlich  nichts mehr mitbekommen.
Trotzdem hat sich einiges geändert: Mehr Mannschaften in der Urvalsdeild Karla und dementsprechend neue Modi für Meisterschaft und Pokal, ein neuer Spielmodus in einem neuen europäischen Wettbewerb, dem andere "zum Opfer" gefallen sind, und Island auf Platz 1 in der europäischen 5-Jahres-Wertung. Provinz ist hier nun definitiv nicht mehr!! Ich frage mich nur: Wo ist die Mannschaft von HK? Im Urwald verschollen, in einer Wüste oder gar auf dem Mars? Naja, wenn die ihre "Leistungen" der vergangenen beiden Spielzeiten wiederholen, dann würde ich eher sagen: In irgendeiner versteckten Kneipe - beim üben des begießens von Siegen oder des herunterspülens von Frust über die schlechten Leistungen beim gerade absolvierten Spiel. Was sich normalerweise entsprechend auf das nächste Spiel auswirkt...

Es sollte ein schwarzer ZAT werden, dieser vorletzte der Saison, der für HK die Entscheidung zwischen dranbleiben und abgehängt werden bringen sollte - mit einem Ergebnis, das verdächtig an die vergangene Saison erinnert. Die Hoffnungen, kommende Saison mal wieder international mitspielen zu können, sind nochmal deutlich gesunken. Der "Trostpreis" Pokalsieg ist zwar noch theoretisch möglich, aber hier handelt es sich eigentlich eher um erlaubtes Glücksspiel, für das Schluri bisher noch kein Erfolgsrezept gefunden hat. Unterdessen muss Island feststellen, dass man im strahlenden Rampenlicht Europas angekommen ist: Platz 2 oder 3 in der 5-Jahreswertung am Ende dieser Saison und sogar Platz 1 mit Beginn der kommenden - mit konsequenter Arbeit haben die isländischen Trainer Europa gezeigt, dass dieses Land nicht nur negative Schlagzeilen produzieren kann. Das führt logischerweise zu einer größeren Attraktivität, die sich in einer Aufstockung der Liga in der kommenden Saison wiederspiegelt. Und es werden Top-Trainer aus Europa angezogen; die Hälfte der zukünftigen isländischen Trainer stehen in den Top-40 der Trainer-5-Jahreswertung. Damit sind die Zeiten, in denen Island in Europa unterschätzt wurde, sicher vorbei.

Eine erfolgreiche Saison sieht anders aus: Auch dieses Mal hechelt HK Kopavogur 6 Spiele vor Saisonende der tabellenführenden Konkurrenz hinterher. Ursachen? Trainer Schluri redet nicht groß um den heißen Brei herum: "Es ist klar - wir haben vielleicht zum falschen Zeitpunkt damit angefangen, junge Nachwuchsspieler in die Mannschaft einzubauen. Mitten in der Saison ist das ein Risiko - das war mir schon klar. Ich denke, ich hätte die Spieler nicht so radikal austauschen sollen. Auf der anderen Seite: Die jungen Spieler waren unter sich eigentlich gut eingespielt. Vor allem das massive Versagen im Bereich der Abwehr hat mich überrascht." Und damit war der Knackpunkt endlich angesprochen: Mit einer negativen Tordifferenz (kein Wunder bei einem permanent offenem Scheunentor) ist es schwierig, um die Champions-League-Plätze mitzuspielen. Dass man trotzdem noch auf einem Europaliga-Qualifikationsplatz liegt grenzt da schon an ein Wunder. Eine erfolgreiche Saison sieht anders aus.

Es hat nicht geklappt mit den Vorhaben des Trainers von HK Kopavogur. Beim Tabellenführer schaffte die junge Mannschaft zwar 7 Tore, aber entsprechend ihrer Unerfahreheit musste sie auch ebenso viele Tore einstecken. Ein völlig untypisches Spiel für die Mannschaft, die sich doch so viel vorgenommen hatte. Der Abstand zum Tabellenführer wurde zwar um einen Punkt reduziert, aber nun steht dort die Mannschaft des mit allen Wassern gewaschenen Trainers Benson an der Spitze. Und der Abstand zur Champions-League-Lizenz ist ebenfalls weiterhin sehr hoch. Nach hinten gibt es zudem weiterhin kein Polster - aber das kennen wir ja schon aus der vergangenen Saison. Der einzige Unterschied: Damals waren es noch die alten Hasen - am letzten ZAT unter der Leitung des Vereinspräsidenten höchstpersönlich - die für den enttäuschenden Saisonverlauf verantwortlich waren. Kopavogur hat noch viel Arbeit vor sich. Beim Konkurrenten auf einen Champions-League-Platz, IA Akranes, geht es weiter.

Es ist wieder soweit - der Reykjavik-ZAT steht für HK Kopavogur an. Und wieder "darf" man hauptsächlich in den ungemütlichen Stadien der Hauptstadt spielen, Rasen und Schafe in Kopavogur können sich sonnen und die Ruhe genießen. Das gilt aber nicht für die Mannschaft. Diese überraschte zuletzt mit vielen neuen jungen Spielern, die bei Fjölnir dem Watschenbaum nichts entgegenzusetzen hatten - eine deftige 0:5 Niederlage war die Folge. Thors Hammer verschonte den Nachwuchs des zweifachen Meisters auch nicht, so dass man schon von einem herben Rückschlag für die Ambitionen von Trainer Schluri sprechen muss. Der 4:0 Heimsieg gegen die vollkommen abwesend erscheinende Mannschaft von Valur hat keine Aussagekraft. "Gegen diesen Gegner hätte meine fast 100-jährige Großmutter auch alleine gewonnen" meinte nachher der Vereinspräsident, und da kann man ihm nur zustimmen. Stellt sich nur die Frage, warum Schluri gerade jetzt junge Nachwuchskräfte ins eiskalte Wasser der Urvalsdeild Karla wirft (ohne Handtücher - die sind ja wieder ausverkauft)? "Wir müssen an die kommende Saison denken. Die bisherigen Stammspieler werden nicht mehr allzu lange hier im Verein spielen, so dass es Zeit wird, die jungen an ihre zukünftigen Aufgaben heranzuführen. In der kommenden Saison kommen hoffentlich große Herausforderungen auf uns zu - bis dahin müssen wir gerüstet sein." Aha, Schluri träumt weiter!